Psychologe, Psychotherapeut, Coach oder Mentaltrainer? Die Unterschiede + 6 Zeichen, an denen du einen guten Anbieter erkennst

Da wir mehr und mehr darüber lernen, wie stark unsere psychische Gesundheit unsere Lebensqualität und unseren Lebensweg beeinflusst, ist sie nach wie vor in aller Munde. Gefühlt gibt es Coachings und andere Angebote wie Sand am Meer. Doch es gibt auch noch viele Andere, die sich um unser (psychisches) Wohlbefinden kümmern – wie unterscheiden sich diese und wie kann ich als Person wissen, was davon für mich geeignet ist?

Qualifikation & Kenntnisse

Psychologen: Psychologen haben ein 5-jähriges Studium der Psychologie absolviert. Das Studium und die praktischen Anteile beschäftigen sich mit der Wirkungsweise des menschlichen Geistes in verschiedensten Kontexten – von Lernprozessen hin zu zwischenmenschlichen Beziehungen, neurowissenschaftliche Grundlagen, u.v.m.

Psychotherapeuten:
In Deutschland haben sie ein Studium der Psychologie oder Psychotherapie
absolviert und anschließend die Ausbildung zur Psychotherapie absolviert. In Österreich kann jeder Psychotherapeut werden, der die Ausbildung gemacht hat. Reglementiert wird der Zugang oftmals durch die sehr hohen Kosten, die in beiden Ländern bei mehr als 30.000 Euro liegen. Aus diesem Grunde wird immer häufiger auch Kritik laut, dass bei einer solchen Eintrittshürde das Verständnis für die Lebensrealität ärmerer Bevölkerungsschichten leidet.

Coaches: Sowohl in Österreich als auch in Deutschland kann sich jeder als Coach bezeichnen. In Österreich hingegen ist zumindest der Begriff des „Coachings“ geschützt und nur gewissen Berufsgruppen wie z.B. Lebens- und Sozialberatern vorbehalten. Achte daher auf die Ausbildungen und Zertifikate deines Coaches (weniger ist nicht zwingend mehr – es gibt zahlreiche Wochenendseminare, die einem die tollsten Dinge bescheinigen).



Mentaltrainer: Die Bezeichnung des Mentaltrainers ist, ebenso wie die des Coaches, nicht geschützt. Auch hier gilt es daher, auf die Ausbildungen und Zertifikate deines Trainers zu achten. Frag hier lieber nach, bevor du etwas buchst, wenn du nicht ganz sicher bist.

Was ist das Richtige für mich?

Hast du keine Diagnose über eine psychiatrische Erkrankung und möchtest, wie sehr viele andere Menschen, einfach dein (er)leben, denken und fühlen bewusster und anders gestalten, dann kann ein Psychologe, Coach oder Mentaltrainer für dich genau das Richtige sein. Im Rahmen der gemeinsamen Zusammenarbeit wird nicht auf eine Symptombehandlung abgezielt, sondern man arbeitet gemeinsam auf ein klar definiertes Ziel hin (z.B. mehr glückliche Momente zu erleben, entspannter und ausgeglichener zu sein, mehr Sinn finden im Leben, eine berufliche Veränderung, erfüllendere Beziehungen, etc.), welches von dir bestimmt wird.

Hier wird ressourcenorientiert und lösungsfokussiert gearbeitet. Der Fokus liegt nicht auf negativen Ereignissen der Vergangenheit, sondern auf der Stärkung der vorhandenen Stärken und dem klaren Ziel, das man erreichen möchte.

Zur Zielerreichung kommt man durch die Vermittlung von Wissen, Tipps, Ratschlägen oder auch Methoden. Diese Form von Anbietern bietet oft eine Kombination aus verschiedenen Ansätzen und Methoden an, was vorteilhaft sein kann (da das beste aus verschiedenen Richtungen kombiniert werden kann) oder auch nachteilig, wenn Methoden angewandt werden, die nicht fundiert sind.

Sobald bei dir eine Diagnose über eine psychiatrische Erkrankung vorliegt, ist auf jeden Fall der Psychotherapeut dein richtiger Ansprechpartner. Er wurde in einer bestimmten Therapierichtung über viele Jahre hinweg geschult, mit bestimmten Symptomen richtig und sensibel umzugehen. Wenn du stattdessen an einen unerfahrenen Life Coach oder Trainer gerätst, der keine fundierten, erprobten Methoden anwendet und dem unter Umständen auch das notwendige Feingefühl fehlt, kannst du mit einer ernsten Erkrankung hier sogar mehr schaden als helfen. Was möglich ist, ist, dass du nach eingehender Prüfung deines Coaches / Trainers diese Hilfe noch ergänzend zu deiner Psychotherapie in Anspruch nimmst.

Woran erkenne ich einen guten Anbieter?

Wie immer im Leben gibt es in jedem Bereich Positivbeispiele, die wunderbare Arbeit verrichten und schwarze Schafe, die manchmal sogar mehr schaden als nützen. An den folgenden Punkten erkennst du einen guten Anbieter:

Transparenz

Ein guter Anbieter bietet dir völlige Transparenz – dies beginnt bei den Kosten und dem Kostenmodell und geht hin zur Kommunikation. Ein guter Anbieter kann dir jederzeit genau sagen, wo ihr gerade steht, was der weitere Plan ist und kommuniziert generell offen mit dir.

Individuelle Methodenausrichtung

Er richtet die Methoden an dir aus. Jeder Mensch ist anders, sowie jede Lebensgeschichte eine Andere ist. Jemand, der immer gleich verfährt, und genau denselben Ansatz bei jeder Person anwendet, ohne dass sie Anpassungen gemäß der Persönlichkeit der zu betreuenden Person anwendet, verschenkt einiges an Potenzial und ihr arbeitet im schlimmsten Fall in verschiedene Richtungen, d.h. der Ansatz bringt dich nicht weiter.

Kritikfähigkeit und Selbstreflexion

Er kann mit Kritik und Fragen umgehen: Ein guter Psychologe, Mentaltrainer, Coach oder Psychotherapeut hat gelernt, mit seinen eigenen Anteilen umzugehen und er hat keinen „Helden-Komplex“. D.h. wenn du ihm gegenüber Kritik oder Fragen äußerst, dann muss er in der Lage sein, diese anzuhören und darüber zu reflektieren. Wenn er direkt ungehalten wird, aufbrausend oder wütend wird, dann kann ich dir nur davon abraten, dieser Person deine innere (und äußere) Welt anzuvertrauen. Diese Person besitzt nicht die emotionale Reife, die sie dafür haben sollte.

Dein Ziel, dein Tempo, dein Weg

Man lässt dich das Ziel, Tempo und den Weg bestimmen: In deiner Begleitung geht es um dich. D.h. ein guter Begleiter sieht sich als „Geburtshelfer“, mehr nicht. Wenn du merkst, man möchte dich in eine gewisse Richtung zwingen oder rücken, auch wenn man klar sagt, dass man das nicht möchte, dann ist das kein gutes Zeichen, sondern ein Alarmsignal.

Empathie und Respekt als Grundpfeiler

Ein professionelles Gegenüber ist empathisch und geht respektvoll mit dir, deinen Schilderungen und Erlebnissen um: Wenn du das Gefühl hast, gewisse Themen nicht bei ihm/ihr anschneiden zu können, oder es wird gar über dich gelacht oder du wirst bewertet, dann kann das ein Hinweis darauf sein, dass es nicht gut passt und du es mit einer unprofessionellen Person zu tun hast. Ein guter Begleiter schafft dir einen Raum, in dem du dich komplett sicher und aufgehoben fühlst und in der Lage, alles zu teilen.

Fundierte Kenntnisse

Er vermischt nicht Wissenschaft mit Pseudowissenschaften oder Spiritualität: Wenn du dir einen spirituellen Ansatz in deiner Begleitung wünschst, ist das dein Recht. Es wird jedoch problematisch, wenn beim Angebot nicht mehr unterschieden wird, was Faktenwissen (wissenschaftlich fundiert), was eigene Meinung / Methoden und was spiritueller Einfluss ist – oder das eine gar fälschlicherweise als das Andere deklariert wird. Das wirft auf die Fachkompetenz der Person kein gutes Licht.

Du hörst Inhalte lieber an oder hättest gerne mehr Infos? Hier kannst du dir die Podcast Folge dazu anhören!

Hast du das Gefühl, das mit uns könnte passen? Ich bin gerne für dich da!
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